Immer wieder wird in der heutigen Zeit Kondensat im Fensterfalz festgestellt.
Woher stammt dieses Kondensat?
Lüftungsnorm DIN 1946-6
Dichte Gebäudehülle
Kondensat im Fensterfalz stellt man hauptsächlich in Niedrigenergie-Häusern fest. Niedrigenergie-Häuser sind diejenigen, die nach dem heutigen Stand der Technik und gemäß den Energiegesetzverordnungen gebaut werden. Die Häuser werden immer dichter gebaut um Energie zu sparen. Die Dichtheit eines Gebäudes wird mit einem Blower-Door Test überprüft/gemessen. Je besser dieser Test ausfällt, desto dichter ist das Gebäude und desto stärker zeigen sich in der Regel die Kondensatausfälle im Fensterfalz. Die Problematik verstärkt sich, je höher die relative Luftfeuchtigkeit ist, sie spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Kondensat-bildungen konnten bereits bei sehr trockener Raumluft von ca. 35 % festgestellt werden. In Passivhäusern mit entsprechend zertifizierten Fenstern und Lüftungsanlagen sind diese Kondensatbildungen unbekannt. Untersuchungen ergaben, dass bei Niedrigenergiehäusern ein erhöhter Dampfpartialdruck (Wasserdampf-sättigungsdruck) vorliegt. Der Dampfpartialdruck „drückt“ die warme Luft regelrecht in den Fensterfalz.
Im Bereich der Taupunktkurve innerhalb des Fensterfalzes kondensiert diese Luft und wird als Wasser im Fensterfalz sichtbar. Die Luftwechselrate n gibt an, wie oft ein Raumvolumen pro Stunde mit der Außenluft getauscht wird. Die Einheit wird in h-1 gemessen.
Beispiel für Luftwechselraten:
- Gekipptes Fenster: 0,3-1,5h-1
- Stoßlüftung: 1-4 h-1
- Fenster ständig offen (Querlüftung): ca. 40 h-1
- Altbau: 4-12 h-1
- Neubau1-2 h-1
Wassermenge/Feuchtigkeit im Haus
Woher kommt die Feuchtigkeit im Haus? Unterschiedliche Faktoren bewirken eine höhere Feuchtigkeit im Haus im Gegensatz zur Feuchtigkeit in der Außenluft.
Beispiele für Feuchtigkeitsentstehung:
Ursache | Anreicherung mit Wasserdampf | Mittelwert (Gramm Feuchte/h) | Tagesmenge (Liter) |
Mensch |
Leichte Aktivität |
30-60 |
0,72 l - 1,44 l (24h) |
Mittelschwere Aktivität |
120-200 |
0,96 l - 1,60 l (8h) |
|
Schwere Arbeit |
200-300 |
1,60 l - 2,40 l (8h) |
|
Pflanzen |
Topfpflanzen z. B. je Veilchen |
5-10 |
0,12 l - 0,24 l (24) |
Grünpflanzen z. B. je Gummibaum |
10-20 |
0,24 l - 0,48 l (24h) |
|
Kochen |
Je Kochvorgang |
60-1500 |
0,12 l - 3 l (2h) |
Baden |
Je Wannenbad |
~ 700 |
0,7 l |
Je Duschen |
~ 2600 |
2,6 l |
|
Waschen |
4,5 kg schleudern und trocknen |
20-200 |
0,02 l - 0,2 l |
4,5 kg tropfnass trocknen |
100-500 |
0,10 l - 0,50 l |
Quelle: Kömmerling
Temperatur / Feuchtigkeit
Bei einer Temperatur von ... | -5° C | 0° C | 10° C | 15° C | 20° C | 25° C | 30° C | 35° C |
... beträgt die Sättigungsmenge des Wasserdampfes ... |
3,2 g/m³ | 4,8 g/m³ | 9,4 g/m³ | 12,8 g/m³ | 17,5 g/m³ | 23,0 g/m³ | 30,3 g/m³ | 39,5 g/m³ |
Quelle: bosy-online.de
Bei einer Temperatur von 20° C sollen 13 g Wasserdampf in einem m3 Luft enthalten sein.
Die relative Feuchte beträgt somit 13 g Wasserdampf/17,5 g Sättigungsmenge des Wasserdampfes = 0,74 oder 74 %. (φ = f / f max. in %). Kurz 13/17,5 = 0,74 oder 74 %.
Die gleiche Menge Wasserdampf ergibt bei einer Temperatur von 30° C eine relative Luftfeuchte von 43 %.
FAZIT
Kondensat im Fensterfalz entsteht nicht nur durch zu hohe Luftfeuchtigkeit und undichte Fenster. Eine viel größere Rolle spielen die immer dichter werdende Bauweise und der damit verbundene Anstieg des Dampfpartialdrucks.
Um eine Erhöhung des Dampfpartialdrucks zu erreichen, müssen folgende 3 Faktoren gegeben sein:
1. Eine dichte Gebäudehülle.
2. Eine größere Wassermenge/Feuchtigkeit in der Raumluft gegenüber der Außenluft.
3. Eine deutlich höhere Temperatur im Haus im Gegensatz zur Außentemperatur.
Dazu kommt ein geändertes Wohn-/Lebensverhalten der Menschen. Erfüllen die Fenster die Anforderungen für die Bauweise der Niedrigenergiehäuser, so sind weitere Maßnahmen an den Fenstern lediglich eine Symptom-Bekämpfung. Durch erfolgreiche, zusätzliche Abdichtungsmaßnahmen an Fenstern, wird sich der Dampfpartialdruck andere Öffnungen im Haus suchen. Diese Öffnungen können schwerer zu kontrollieren sein als die Fensterfalze, bzw. fallen lange Zeit nicht auf. Durch das Kondensat im Fensterfalz wird ersichtlich, dass eine Ursachenbekämpfung erforderlich wird.
Aus unserer Sicht ist eine personenunabhängige Lüftung unumgänglich.