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Digitale Beweissicherung-Herausforderungen und Chancen für Sachverständige

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren nahezu alle Lebensbereiche erfasst und macht auch vor dem Sachverständigenwesen nicht halt. Digitale Beweissicherung gewinnt zunehmend an Bedeutung, sei es in Bauwesen, IT-Forensik, Versicherungsfällen oder in der Bewertung von Schäden. Für Sachverständige ergeben sich dadurch neue Herausforderungen, aber auch zahlreiche Chancen, die ihre Arbeit effizienter und präziser machen können. Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Aspekte der digitalen Beweissicherung und zeigt, wie sich Sachverständige auf die damit verbundenen Veränderungen einstellen können.

  • Digitale Beweissicherung erfordert Manipulationssicherheit und rechtliche Konformität.
  • Neue Technologien ermöglichen schnellere, präzisere und effizientere Gutachtenerstellung.
  • Chancen zur Erweiterung des Tätigkeitsfeldes durch IT-Forensik und Smart Technologies.
  • Fortbildung und rechtliche Absicherung sind der Schlüssel zum erfolgreichen Umgang mit digitalen Beweismitteln.

 

 Was bedeutet digitale Beweissicherung?

Digitale Beweissicherung bezieht sich auf die Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von Beweismitteln in digitaler Form. Dies kann Fotos, Videos, digitale Messdaten, E-Mail-Kommunikation, Log-Daten von IT-Systemen oder andere elektronische Dokumente umfassen. In vielen Fällen ersetzt die digitale Beweissicherung herkömmliche Methoden oder ergänzt sie durch präzisere und schneller verfügbare Informationen.

Sachverständige, die digitale Beweismittel verwenden, müssen dabei strenge Vorgaben einhalten, um die Integrität und Authentizität der Beweise zu gewährleisten. Ein zentraler Aspekt ist die Manipulationssicherheit der Daten, da digitale Informationen leicht verändert werden können, was ihre Verwendbarkeit vor Gericht oder in Streitfällen beeinträchtigen könnte.

 

Herausforderungen der digitalen Beweissicherung

  1. Manipulationssicherheit
    Digitale Daten sind anfällig für Manipulationen, was ihre Verlässlichkeit als Beweismittel gefährden kann. Sachverständige müssen sicherstellen, dass die erhobenen digitalen Beweise unverändert und vollständig dokumentiert werden. Hier kommen kryptografische Verfahren wie Hash-Werte und digitale Signaturen ins Spiel, um die Echtheit der Daten zu gewährleisten. Der Einsatz dieser Techniken erfordert technisches Know-how, das über die klassischen Sachverständigenaufgaben hinausgeht.
  2. Sichere Speicherung und Übertragung
    Die Speicherung und Übertragung digitaler Beweismittel birgt zusätzliche Risiken. Um den Datenschutz und die Sicherheit der Beweise zu garantieren, sollten Sachverständige auf verschlüsselte Speichermethoden und sichere Kommunikationskanäle achten. Eine unsachgemäße Handhabung kann dazu führen, dass sensible Informationen in falsche Hände geraten oder von Dritten verändert werden.
  3. Komplexität der Datenverarbeitung
    Digitale Beweismittel sind häufig komplexer als herkömmliche Beweise. So müssen zum Beispiel in der IT-Forensik große Datenmengen analysiert und relevante Informationen extrahiert werden. Hier sind spezialisierte Softwarelösungen erforderlich, die nicht nur die Datenanalyse, sondern auch deren rechtssichere Speicherung ermöglichen. Für viele Sachverständige bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung, da sie sich in neue technische Bereiche einarbeiten müssen.
  4. Rechtskonforme Erhebung und Nutzung
    Die Erhebung digitaler Beweismittel unterliegt strengen rechtlichen Vorschriften, insbesondere im Bereich des Datenschutzes. Sachverständige müssen sicherstellen, dass sie die geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen einhalten, um Beweismittel rechtskonform zu erheben und zu verwenden. Dies betrifft vor allem die Zustimmung der beteiligten Parteien zur Erhebung von Daten sowie die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

 

Chancen der digitalen Beweissicherung

Trotz der Herausforderungen bietet die digitale Beweissicherung zahlreiche Chancen für Sachverständige, ihre Arbeit effizienter und genauer zu gestalten:

  1. Präzision und Geschwindigkeit
    Digitale Beweissicherung ermöglicht eine schnellere und präzisere Erhebung von Beweisen. Messdaten können in Echtzeit erfasst und analysiert werden, was die Erstellung von Gutachten erheblich beschleunigen kann. Vor allem bei großen Datenmengen oder komplexen Prozessen, wie sie etwa in der IT-Forensik vorkommen, bietet die Digitalisierung klare Vorteile.
  2. Verfügbarkeit und Nachvollziehbarkeit
    Ein großer Vorteil digitaler Beweise ist ihre einfache Archivierung und Abrufbarkeit. Sachverständige können auf eine Vielzahl von Beweismitteln zugreifen, diese kategorisieren und jederzeit für spätere Gutachten verwenden. Durch die digitale Dokumentation sind alle Schritte nachvollziehbar, was die Transparenz und Nachprüfbarkeit der Gutachten erhöht.
  3. Erweiterung des Tätigkeitsbereichs
    Die digitale Beweissicherung eröffnet Sachverständigen völlig neue Tätigkeitsfelder. Vor allem in der IT-Forensik, bei der Überwachung und Dokumentation von digitalen Transaktionen oder im Bereich der Smart-Building-Technologien wird zunehmend auf digitale Beweismittel zurückgegriffen. Sachverständige, die sich in diesen Bereichen spezialisieren, können neue Geschäftsfelder erschließen und ihre Expertise erweitern.
  4. Effiziente Zusammenarbeit
    Digitale Tools ermöglichen eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Sachverständigen und anderen Beteiligten wie Anwälten, Versicherungen oder Behörden. Durch den digitalen Austausch von Beweismitteln und Gutachten können Sachverhalte schneller geklärt und Entscheidungen fundierter getroffen werden. Dies trägt nicht nur zu einer schnelleren Bearbeitung von Fällen bei, sondern stärkt auch die Position des Sachverständigen als kompetenter Partner.

 

Wie können sich Sachverständige auf die digitale Beweissicherung vorbereiten?

Um die Vorteile der digitalen Beweissicherung optimal zu nutzen und den Herausforderungen zu begegnen, sollten Sachverständige folgende Maßnahmen in Erwägung ziehen:

  • Fortbildung im Bereich der IT und Datensicherheit: Eine grundlegende Schulung in IT-Forensik und Datensicherheit ist unerlässlich, um die technischen Anforderungen zu verstehen und korrekt anzuwenden.
  • Einsatz spezialisierter Software: Es gibt verschiedene Softwarelösungen, die auf die sichere Erhebung und Verarbeitung digitaler Beweismittel ausgelegt sind. Die Investition in solche Tools kann die Arbeit erheblich erleichtern.
  • Netzwerkpflege und Austausch: Der Austausch mit Kollegen und Experten aus der IT-Forensik oder dem Datenschutzrecht kann wertvolle Einblicke und Unterstützung bieten, um sich auf diesem Gebiet weiterzubilden.
  • Rechtsberatung in Anspruch nehmen: Um rechtliche Risiken bei der Erhebung und Verwendung digitaler Beweise zu minimieren, ist es ratsam, sich juristisch beraten zu lassen.

 

Fazit

Die digitale Beweissicherung bietet Sachverständigen neue Möglichkeiten, ihre Arbeit effizienter und präziser zu gestalten. Trotz der technischen und rechtlichen Herausforderungen können spezialisierte Sachverständige von der Digitalisierung profitieren, indem sie sich fortbilden und neue Geschäftsfelder erschließen. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung sind entscheidend, um die Chancen der digitalen Beweissicherung optimal zu nutzen und gleichzeitig den rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Sachverständige, die sich frühzeitig mit der Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse auseinandersetzen, haben die Möglichkeit, ihre Position auf dem Markt zu stärken und neue Geschäftsfelder zu erschließen.